Hertensteinstrasse 25

Wenn Sie folgenden Link anklicken, gelangen Sie zu Bild und Text der Neujahrskarte 2019 an unsere Mitglieder. Thema war dieses Jahr das Bauernhaus Hertensteinstrasse 25.

Einige werden sich fragen, wie es zur Strassenbenennung Hertensteinstrasse kam. Das ist eine interessante Frage. Diese Strasse hatte verschiedene Namensbezeichnungen. Der heutige Name ehrt den ehemaligen Bundesrat Wilhelm Friedrich Hertenstein (1825-1888). Zu Seebach hatte dieser Bundesrat keinen Bezug. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Bis zum Bau der Glatttalstrasse (1849/50) diente die Hertensteinstrasse (damals Landstrasse) als Verbindungsweg von Seebach über Rümlang ins Zürcher Unterland. Schon die Kelten und Römer benutzten diesen Weg. Die Strassenbenennung ist vielfältig und etwas schwierig zu erklären. Sprachgebrauch und Strassenverzeichnisse stimmen meist nicht überein. Vor 1900 war angeblich der Name ‘Landstrasse’ gebräuchlich. Es folgten einige Umbenennungen: So von ‘Aspstrasse’ (Asp = Gruppe oder Gehölz von Espen) in ‘Alte Rümlangstrasse’ und nach 1934 in ‘Rümlangstrasse’. Am 30.9.1949 wurde das Strassenstück zwischen Seebacherstrasse und Birchstrasse in ‘Hertensteinstrasse’ umbenannt. Wilhelm Friedrich Hertenstein (1825-1888) amtete von 1879 bis im Jahre 1888 als Bundesrat. Er starb an den Folgen einer Beinamputation. Bereits zu Lebzeiten galt er als Verkörperung des schweizerischen Wesens.

Federlithografie von BR W. Hertenstein
Federlithografie von BR W. Hertenstein

Hertenstein, Wilhelm Friedrich

5.5.1825 Kyburg, 27.11.1888 Bern, ref., von Kyburg. Sohn des Jakob, kant. Forstmeisters. ∞ Katharina Elisabetha Thalmann, Tochter des Hans Jakob, von Neftenbach. Besuch der Industrieschule in Zürich 1837-42, danach Ausbildung zum staatl. Forstmeister (1847 Diplom an den sächs. Forstschulen). 1855-72 diente H. als kant. Forstmeister in Fehraltorf, 1858-72 wirkte er im Gr. Rat bzw. Kantonsrat des Kt. Zürich. Im Sonderbundskrieg Artillerieleutnant, führte er im Sommer 1861 als Major zwei Batterien Gebirgsartillerie über den Forcellinapass, was als Bravourstück galt. 1872 wurde er eidg. Oberst und leitete 1875-77 als beliebter Kommandant die VII. Artilleriebrigade. 1872 gelangte H. als einziger Liberaler in den seit 1869 vollständig demokrat. Regierungsrat des Kt. Zürich, wo er 1872-75 und 1877-79 als Militär-, 1875-77 als Baudirektor tätig war. 1872 nahm er Einsitz im Nationalrat. Er gehörte zum Kreis Alfred Eschers, ohne aber Parteimann zu sein, die betont ländl. Herkunft zu verleugnen oder die Eigenständigkeit aufzugeben. 1878 wechselte H. in den Ständerat. Am 21.3.1879 erfolgte die Wahl zum Bundesrat. Wegen seiner militär. Kompetenz trat er die Nachfolge des im Amt verstorbenen Johann Jakob Scherer, Vorstehers des Militärdepartemens, an. H. setzte die Militärorganisation von 1875 durch und verankerte durch seine streng rechtl. und sparsame Administration bei Volk und Räten ein bisher kaum gekanntes Vertrauen in die Armee. Erfolgreich setzte er sich auch für Verbesserungen von Ausrüstung und Verpflegung des Wehrmannes ein. Eine unmittelbar notwendig gewordene Beinamputation führte zum Tod, und zwar im Amt als Bundespräsident. Seine Beisetzung am 30.11.1888 in Bern geriet zu einer Demonstration nationaler Geschlossenheit. Staatsmänn. Glanz war H. kaum eigen; er galt schon zu Lebzeiten als "Verkörperung des schweiz. Wesens".

Literatur
– Altermatt, Bundesräte, 228-231
Autorin/Autor: Otto Sigg
Quelle: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D3645.php
Legende zum Bild: Federlithografie aus der "Schweizerischen Portrait-Gallerie", Zürich, Orell Füssli, 1888–1907 (Schweizerische Nationalbibliothek).
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In der Bildergalerie finden sich einige Innen- und Aussenaufnahmen des Bauernhauses Hertensteinstrasse 25. Wir bedanken uns bei der Denkmalpflege für die Innenaufnahmen von 2004. Die Schwarz/weiss-Aufnahmen sind von W. Burkhardt gemacht. Fotos von 2006 und 2017 wurden durch J. Müller erstellt. (Besonders die Bilder von W. Burkhardt und der Denkmalpflege dürfen weder kopiert noch weiter verwendet werden!)